Bin ich bald ein Avatar?
Mein Klient saß vor mir und druckste ein wenig bei seinen Ausführungen, was so gar nicht zu ihm passte. Und dann kam der Satz: „Ich will ja nicht, dass Sie denken, Sie wären durch eine KI ersetzbar. Aber nach unserer letzten Sitzung habe ich die Ergebnisse des Inneren Teams, das wir erarbeitet haben, bei Claude eingegeben und wollen Sie mal sehen, was herauskam?“
Natürlich wollte ich. Und gleichzeitig meldete sich mein eigenes inneres Team mit einigen ambivalenten Stimmen: „Ich bin doch nicht ersetzbar! Was kann das schon sein?“ Und auch: „Aha, er gleicht unsere Ergebnisse mit der KI ab. Vertraut er mir überhaupt?“ Aber auch: „Oh, wie spannend und höchstinteressant, was das wohl bringen kann…“ Ich schätze meinen Klienten als klugen Kopf und ich weiß, dass er über exzellente Expertise mit KI verfügt. Was konnte er wohl gefunden haben? Es gefällt ihm, sonst würde er es nicht besprechen wollen. Bei mir kam nun Neugierde pur. Und auch eine gewisse Vorfreude.
Chatbots, KI und Chat GPT oder Virtual Reality – das sind die Schlagworte der Stunde! Und das aus gutem Grund. Denn sie ermöglichen effizienteres Arbeiten, können Kosten senken und gleichzeitig Kundennutzen stiften, wo es derzeit Unzufriedenheit und Nöte gibt. So sagt man. Und doch bleibt die Frage offen, wie die Spur der Dienstleister und Mitarbeiter aussehen wird, die irgendwann überflüssig sind. Oder werden lediglich sinnvolle Ergänzungen möglich, die ohne KI eben nicht stattfinden können oder werden Jobs sich ändern, aber nicht wegfallen?
Wir können aktuell zuschauen, wie rasend schnell sich alles verändert und wie Arbeitsprozesse immer komplexer und zeitintensiver werden. Wo genau KIs die zusätzlichen Chancen liefern, das ist die gute Frage, sicher auch in Ihrem Umfeld. Ich nutze zum Beispiel immer mehr und öfter die Unterstützung von KI bei Recherchearbeiten, bei Präsentationen, auch bei der Bilderstellung für diesen Blog zum Beispiel, manchmal auch für Impulse bei Workshopkonzepten und Moderationen. Und wahrscheinlich ginge noch sehr viel mehr.
Natürlich hatte mein Klient etwas wirklich Beachtliches kreiert: Wir hatten in seinem inneren Team (nach einem Modell von Schulz von Thun erarbeitet, das hervorragend geeignet ist für die Arbeit mit Führungskräften) spannende und starke Antagonisten gefunden, also Persönlichkeitsanteile, die ihn regelmässig in eine innerliche Patt-Situation bringen. Am Ende unserer Sitzung ging die Diskussion darum, was er nun im Hinblick auf seine Situation daraus machen könnte. Seine Prompts bei der KI hat er genau darauf abgestellt und erhalten hat er einen filmreifen Dialog zwischen seinen inneren Widersachern. „Ich gebe zu, dass ich erst nicht so richtig etwas mit dem Modell des Inneren Teams anfangen konnte. Aber als dieser Dialog von der KI kam, da wusste ich genau, wo ich ansetzen kann. Vielen Dank!“
Letztlich haben seine Antagonisten im KI-Dialog miteinander verhandelt, ihm seine Handlungsanleitung gegeben unter Nennung von Bedingungen und Grenzen und er hatte tatsächlich eine konkrete Idee, wie er mit seiner inneren Patt-Situation besser umgehen kann.
Natürlich will ich auch nicht durch einen Avatar ersetzt werden. Vielleicht wäre aber ein solcher ein hervorragender Begleiter für meine Arbeit? Nicht nur für meine Klienten, sondern auch für mich. Nicht nur zum Wiederholen, sondern zum Vertiefen und Verankern von Inhalten und Erkenntnissen. Zum Weiterarbeiten natürlich auch. Und schon wären wir in der nächsten Sitzung einen größeren Schritt weiter. Ein Avatar an meiner Seite, der weitermacht und in der Umsetzung hilft. Die Idee gefällt mir gut. Und mir scheint, dass ich davon profitieren kann…
Nutzen Sie Ihre Chancen und bleiben Sie dran!