Die Hoffnung stirbt zuletzt -Es gibt Sätze, die wir im Coaching öfter hören. Einer davon kam mir kürzlich wieder unter:

„Eigentlich ist die Situation bei uns im Unternehmen unerträglich. Spaß habe ich schon lange nicht mehr. Im Gegenteil. Aber irgendwie krieg ich das schon wieder hin.“

Es ist nicht selten, dass ich solche widersprüchlichen Satzkombinationen höre. Oft gesprochen mit gefasster bis gepresster Stimme, gequältem Lächeln und einem ebensolchen Gesichtsausdruck. Im letzten Fall ging es um einen verdienten Werkleiter eines produzierenden Unternehmens, der nach Umstrukturierungen einem anderen Zweig im Konzern zugeordnet wurde und ebenso einem neuen Vorgesetzten auf Geschäftsführerebene.Dieser war als harter Sanierer bekannt. Bereits im ersten Gespräch machte der neue Chef klar, dass er vor allem schnelle Ergebnisse brauche, Einsparungen in Form einer Liste von Personen erwarte, und dass er außerdem davon ausgehe, dass die restliche Mannschaft unter der Führung des Werkleiters mit höchster Energie vermehrten Einsatz zeige.

Meine Coachingprozesse sind firmenbeauftragt. Von daher kommt es nicht von ungefähr, dass meine Klienten sich meist in entscheidenden Umbruchsituationen befinden, wenn sie zu mir kommen. Oft geht es um den Aufstieg in die nächsthöhere Hierarchieebene, um explizite Krisensituationen oder um besonders fordernde Phasen im Unternehmen. Bisweilen kommt es vor, dass ein Coach hinzugezogen wird, um eine unangenehme Wahrheit weiterzugeben. Manchmal, weil sich im Unternehmen keiner findet, der Klartext sprechen will. Manchmal auch, weil der Betroffene den Klartext nicht versteht oder verstehen will.

Mitunter sind Unternehmen in einer verzwickten Lage. Ihr Geschäftsmodell hat sich verändert. Politische, gesellschaftliche Rahmenbedingungen haben sich weiterentwickelt. Vielleicht ist die eigene Mannschaft auch träge und satt geworden und kann nicht mehr an frühere Erfolge anknüpfen. Der Lauf der Dinge ist nicht zuletzt, dass das Marktgeschehen immer wieder neue Gesetze schreibt. Oft hilft nur noch ein Gesundschrumpfen in Teilen, sonst ist das Überleben des Ganzen nicht mehr gesichert.

Deswegen ist im Coaching immer wieder auch so etwas wie Trauerarbeit zu verrichten. Wenn Umbruchphasen eingeläutet werden, wie im obigen Beispiel, gilt es loszulassen, was früher war, für sich neue Regeln aufzustellen, neue Kriterien zu akzeptieren und liebgewonnene Gewohnheiten aufzugeben. Schuldfragen kann man stellen, aber meist führen sie zu keinem Ergebnis. Zum besseren Ergebnis für sich selbst führt das Betrachten der Situation mit Distanz, das Sortieren der eigenen Gefühlslage und das Eingeständnis, dass auch berufliche Umbrüche Emotionen verursachen dürfen.

Im obigen Fall war schnell klar, dass mein Klient die neue Marschroute nicht mitgehen konnte und auch nicht wollte. Ein glücklicher Zufall führte zu einem Kontakt mit seinem alten Arbeitgeber. Und er entschied sich zurückzugehen. Auch so kann ein Karriereschritt vollzogen werden.